Kerbespruch 1977
Wenn
Oktober ist und der Herbstwind weht,
dann alles
nach Bärstadt zur Kirchweih geht.
So grüß ich
Euch von hier oben ihr lieben Gäst,
zum
diesjährigen Bärstadter Kerbefest.
Ein Jahr
ging schnell ins Land
und alles sich wieder zum Kerbespruch fand.
Die Bauern hatten keine Wonne,
diesjahr
gab es wenig Sonne.
Sie litten
daher große Not,
viel Steine
gab’s und wenig Brot.
Zum Glück jedoch wurde Erntenotstand erlassen
und sie können nun alles in blanker Münze erfassen.
Was sonst
noch ist passiert,
wird von
mir wie jedes Jahr glossiert. – V i v a t!
Es begab
sich zu der Zeit, als der Rhein brannte
und die Hunde das Stroh herbeischleppten um das Feuer zu löschen.
Da stand in
der Zeitung zu lesen,
in
Rüdesheim ist Feuerwerk gewesen.
Rhein in
Flammen wird das Spektakel genannt
und von Nah und Fern kommt alles angerannt.
Auch von Bärstadt hatten einige Leute sich den Weg vorgenommen
und sind tatsächlich bis kurz vors Niederwalddenkmal gekommen.
Doch dann
im Niederwald,
da hat es
plötzlich laut geknallt.
Sie kamen
ganz friedlich des Weges gezogen,
da hat eine
Wildsau ihnen alles verbogen.
Den ersten
Wagen hat sie frontal genommen,
und wäre
beinahe zu Fall gekommen.
Doch das ist nicht alles, es ist allerhand,
dem Zweiten
ist sie noch in die Tür gerannt.
Dies hat
alle Mitfahrer sehr erschreckt,
doch außer
Borsten und Dreck wurde von der Wildsau nichts entdeckt.
Doch zum
Glück kam ein Motorrad vorbei,
darauf saß
ein Mann von der Polizei.
Dieser hat
sofort seinen Colt gezogen,
und ist
seitwärts in die Büsche gebogen.
Nach kurzer
Zeit kam er zurück,
er hatte
auf seiner Suche kein Glück.
Wie im
Polizeibericht zu Protokoll genommen,
ist die Sau
unerkannt in den Wald entkommen.
Doch trotz
der Beulen in der Nacht,
hat das
Feuerwerk viel Freude gemacht. – V i v a t!
Wir Ihr
alle wisst, fahren hier zu Land
oft die Männer vom Wasserverband.
Zwei von
ihnen eine Abkürzung durch den Wald genommen,
damit sie
schneller nach Schlangenbad kommen.
Als die
Beiden waren mitten im Wald,
ruft der
Beifahrer plötzlich, halt.
Der Fahrer
erschreckt zusammenfährt,
als sein
Kumpel sagt, hast Du nicht den Hilferuf gehört?
Nach kurzem
Zögern kamen die Helden überein,
das könnt’
auch eine Falle sein.
Bevor man
in die Tannen schritt,
nahm noch
jeder einen kräftigen Holzprügel mit.
Doch dort
im finsteren Tann,
lag ein
wackerer Jägersmann.
Der ging
morgens um vier auf die Pirsch,
um zu
schießen einen Hirsch.
Um zu
sehen, ob sich irgendwo Hirsche zeigen,
wollte er
auf einen Hochstand steigen.
Doch die
Leiter war glatt und naß,
und so
stürzte er hinab ins Gras.
Hier lag er
seit der Früh,
weil er
sich das Bein gebrochen unterhalb vom Knie.
Die beiden
Wassermänner fuhren schnell ins Ort und ans Telefon ran,
und riefen
gleich einen Krankenwagen an.
Manches Reh
hat bestimmt aufgehört zu grasen,
als es
durch den Wald ein Auto mit Blaulicht und Martinshorn hört rasen.
Die
Medizinmänner haben den armen Jäger dann ins Krankenhaus gebracht
und um das Bein einen ordentlichen Gips gemacht.
So ist es
bestimmt schon manchem Jägersmann wiederfahren,
die alleine
auf der Pirsch draußen waren. – V i v a t.
Ein Mann
und seine Frau fuhren nach Wiesbaden ganz stolz
und kauften eine Menge Holz.
Beim
Aufladen der Bretter hat man sich schwer geschunden
und auch alles auf dem Dachträger gut festgebunden.
Die Last
war groß, die Straße schmal,
so kam man
dann bis Klarenthal.
Da sich das
Dach langsam verbogen,
hat der
Fahrer vorsichtshalber die Bremse angezogen.
Die Frau
stieg aus, entsetzt, ein Schrei,
oh, Mann
der Träger ist entzwei.
Doch der
Fahrer war sehr helle
und lud die Hälfte ab für alle Fälle.
So ist er
dann alleine nach Hause geflitzt,
während
seine Frau in Klarenthal auf dem Holze sitzt.
Doch nach
einer Stunde, noch unverdrossen
wurde der Transport dann gut abgeschlossen.
Und die
Moral von der Geschicht,
überlaste
deine Träger nicht. – V i v a t!
Der
Schützenverein in seiner ganzen Pracht,
hat dieses
Jahr eine Fahrt nach Paris gemacht.
Früh am
Morgen ging es nach Frankreich
doch in Martinsthal war der Erste schon bleich.
Schöne
Mädchen, Paris bei Nacht,
da hat sein
Herz nicht mehr mitgemacht.
Vereinsarzt
Dr. Blecha Karl
sprach von einem schweren Fall.
Ein
schneller Transport ins Krankenhaus
und schon war für ihn die Reise aus.
In Paris
angekommen
wurden gleich die ersten Mädchen vor die Linse genommen.
Doch die Dame war nicht faul
und schlug dem Filmer auf das Maul.
Dieses war
der erste Streich,
doch der
zweite folgt sogleich.
In
Versailles war man zur Mittagszeit
und machte sich zum Essen gleich bereit.
Als noble
Gesellschaft, und als Mann von Welt,
hat man sogleich
beim Kellner bestellt.
Die Karte
hat keiner zu Rate gezogen
doch am Ende kamen Rechnungen dass sich die Tische bogen,
Pro Familie
zwa Suppe, zwa Schnitzel, zwa Eis,
dafür sind
120,-- Mark ein stolzer Preis.
Trotz
geleerter Kassen
gab’s abends wieder hoch die Tassen.
Doch Eiffeltum und Sacrecoer
trösteten
alle über das Malheur.
Die Fahrt
war dennoch gut gelungen
und auf der Heimfahrt wurde kräftig gesungen. – V i v a t!
Die
Feuerwehr, die Feuerwehr,
die hat es
hier besonders schwer.
Will sie am
Abend einmal üben,
muß sie
ihr ganz Gerät verschieben.
Die Arbeit
müsste gar nicht sein,
wenn nicht
die Halle wär zu klein.
Und auch
das Auto nur beladen in die Halle fahren kann,
wann fängt
man endlich mit dem Bau einer neuen Halle an.
Die Planung
hatte fast begonnen,
doch
plötzlich hat man sich besonnen
und seitdem, wie es jeder weiß,
liegt sie
immer noch auf Eis.
Aber man
ließ es sich nicht verdrießen,
und fuhr
nach Weisenbach, um dort das Feuerwehrfest zu genießen.
Dort wurde
gesungen, getanzt und gelacht,
es hat
allen großen Spaß gemacht.
Und mitten
in der Nacht,
wurde dem
Hauptmann ein Ständchen gebracht.
Wie man
später hat erfahren,
die Sänger
vor dem falschen Hause waren.
Am Sonntag gings mit flottem Schritt
im Weisenbacher Festzug mit.
Und als
dieses war getan,
trat man
dann zur Heimfahrt an.
Gut zu
Hause angekommen,
hat man
noch kräftig einen zur Brust genommen. – V i v a t“
Will man
samstags einmal ruhn,
hätt’ zu
Hause viel zu tun,
hätte Zeit
für Hof und Vieh,
da
plötzlich laut: Tata, Tatü.
Keiner
wusste wo es brennt,
alles kam
nur angerennt.
An der
Spitze sehr erzürnt,
kam der
Nachbar angestürmt.
Er von
Weitem ganz laut schrie,
dort brennt
es in der Türkenkolonie.
Kaum war
der Brandherd nun erkannt,
war die
Gefahr auch schon gebannt.
Die Flammen
waren schnell gezähmt,
doch der
Nachbar war vergrämt.
Und aus der
verkohlten Wand,
ragte seine
starke Hand.
Drohend
brüllte er heraus,
ihr bringt
uns noch um Hof und Haus.
Doch auch
die nicht zur Stelle waren,
konnten
beim Bäcker noch alles erfahren. – V i v a t!
Drauß vom
Wald kam er her,
der Kerl
war voll, die Brieftasch leer.
Weil im
Blut er hat Promille,
fuhr er
durch des Feldes Stille.
Fröhlich er
am Steuer dreht,
als es
kracht und alles steht,
denn er
hatte nicht bedacht,
dass die Hullgass wird gemacht.
Er stieg
aus und wollte sehn,
was dem
Renault war geschehen.
Blankes
Entsetzen breitete sich aus
und es stellte sich heraus,
dass der
Haufen Schnee, der Weiße,
Schotter
war, oh welche Scheiße.
Das Auto
über Nacht im Feld steht,
und unser
Freund nach Hause geht.
Und das
Ende dieser Reise,
ein Traktor
zog ihn aus der Schneise. – V i v a t!
Wie voriges
Jahr hier oben schon erwähnt
und lange schon ersehnt,
steht jetzt
am alten Ort,
ein neuer
Brunnen in der Borngass dort.
Die
Baumaßnahme war nicht klein,
man brachte
dort viel Beton ein.
Die
Oberfläche wurde auch schön grad gemacht,
doch hat
man dabei nicht bedacht,
dass wie
man’s früher öfter fand,
der Brunnen
gar nicht grade stand.
Er war
schon etwas schief gegossen,
drum ist
das Wasser auch gut abgeflossen.
Doch nun so
eben hingestellt,
das Wasser
nach hinten überfällt.
Doch keiner
von denen, die mit dem Werk bedacht,
hat es
übers Herz gebracht,
daran noch
einmal Hand zu legen,
man muß das Altertum doch pflegen.
Um das
misslungne Stück auch gut zu schützen,
stellte man
davor zwei Eisenstützen.
So führt
man hier die Denkmalspflege aus.
Es ist ein
wahrer Augenschmaus.
Mer mahnt
de Limes ging durch’s Ort,
wann komme
die Dinger endlich fort. – V i v a t!
Und für
heute mach ich Schluß,
was jedoch
nicht heißen muß,
dass Ihr
musst nach Hause gehen,
denn hier
gibt’s noch viele zu sehn:
Autoscooter,
Werschtscher-Bude,
dolle
Schausteller die viel tute,
und ich Ihr
Leut, ich muß mich spute,
bis 78,
tschüss und gute. – V i v a t!
Doch bevor mers hier verschwitze,
do unne muß noch ohner
sitze,
der aach so manches hot verbroche,
hot uns
aber gleich versproche,
wenn wir im
Spruch von ihm nix bringe,
dann lässt
er aach drei Kaste springe.